Hypothesen aufstellen in wissenschaftlichen Arbeiten

12.04.21 Allgemeines zur Methodik Lesedauer: 7min

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Hypothesen aufstellen-01

Schreibst du eine wissenschaftliche Arbeit? Dann musst du Hypothesen aufstellen. Hypothesen sind präzise, überprüfbare Vorhersagen, die auf theoretischen Konzepten basieren. Sie dienen als Basis für empirische Untersuchungen, indem sie Vermutungen bezüglich der Beziehungen zwischen verschiedenen Variablen formulieren. Nachfolgend erfährst du alles Wichtige zum Thema Hypothesen aufstellen.

Hypothesen aufstellen „einfach erklärt“

Hypothesen aufzustellen bedeutet, dass man eine Vermutung bzw. Annahme darüber macht, wie etwas sein könnte. Wenn man eine Hypothese aufstellt, denkt man darüber nach, was passieren könnte, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Man versucht, eine Antwort auf eine Frage zu finden, indem man eine Idee oder Vorstellung darüber hat, wie die Dinge zusammenhängen könnten.

Definition: Hypothesen aufstellen

Hypothesen sind Vermutungen, die noch nicht bewiesen sind. Sie stellen einen Zusammenhang zwischen einzelnen Phänomenen bzw. Variablen her.

In vielen akademischen Arbeiten wird erwartet, dass Studierende innerhalb ihrer Methodik Hypothesen aufstellen, um eine wissenschaftliche Eigenleistung zu erbringen. Folglich dienen Hypothesen dazu, einen bisher nicht näher erforschten Zusammenhang zu überprüfen und den bisherigen Erkenntnisstand auszuweiten.

Auch im Fachbereich der Statistik ist der Umgang mit Hypothesen praktisch Alltag. Dabei werden empirische Daten mittels statistischer Testmethoden geprüft.

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Arten

Hypothesen aufstellen kann man auf zwei Arten. Sie werden gerichtete und ungerichtete Hypothesen genannt. Beide bringen verschiedene Variablen in einen gemeinsamen Zusammenhang. Allerdings ist der Zusammenhang nur bei gerichteten Hypothesen konkreter definiert.

Ungerichtete Hypothese

Ungerichtete Hypothesen stellen (mindestens) zwei Variablen in einen Zusammenhang. Das folgende Beispiel zeigt, wie sich eine ungerichtete Hypothese aufstellen lässt:

Beispiel

Die Anzahl der Fenster pro Klassenzimmer wirkt sich auf die Konzentrationsfähigkeit der Schüler aus.

Gerichtete Hypothese

Gerichtete Hypothesen konkretisieren den vermuteten Zusammenhang, indem der Einfluss einer unabhängigen Variable auf eine abhängige Variable in eine bestimmte Richtung geprüft wird.

Beispiel

Je größer die Anzahl an Fenstern pro Klassenzimmer, desto weniger Fehler machen die Schülerinnen und Schüler während der Klassenarbeit.

Alternativ kann auch eine Formulierung ohne „Je-desto-Satz“ gewählt werden:

Beispiel

Die Fehleranfälligkeit der Schülerinnen und Schüler bei der Klassenarbeit wird durch eine größere Menge an Fenstern im Klassenzimmer reduziert.

An den Beispielen erkennst du bereits, dass die Aussagen einer gerichteten Hypothese deutlich konkreter und präziser sind, als die Aussagen einer ungerichteten Hypothese.

Wichtig: Gerichtete Hypothesen sind aussagekräftiger, überprüfbar und anschließend mit den Erkenntnissen anderer wissenschaftlicher Studien vergleichbar. Daher solltest du bei wissenschaftlichen Haus- und Abschlussarbeiten ausschließlich gerichtete Hypothesen aufstellen.

Vorgehensweise

Wenn du Hypothesen aufstellen willst, kannst du sie von deiner Forschungsfrage herleiten. Im Vergleich dazu sind Hypothesen konkreter, meist kleinschrittiger und helfen dir, die eigentliche Forschungsfrage zu beantworten. Du kannst eine oder mehrere Hypothesen zu diesem Zweck aufstellen.

Mehrere Hypothesen aufstellen solltest du dann, wenn es sich anbietet, mehrere Zusammenhänge zu beleuchten, die sich gegenseitig ergänzen oder aufeinander aufbauen. Um verschiedene Hypothesen voneinander zu unterscheiden, werden sie nummeriert (H1, H2, H3, … Hn).

So gehst du vor:

Hypothese aufstellen Relevante Phänomene überlegen

Überlege dir, welche Phänomene (Sachverhalte, Variablen etc.) für deine Forschungsfrage relevant sind – berücksichtige dabei die Theorie. Hypothesen aufstellen solltest du nicht einfach aus dem Bauch heraus. Sie müssen einen Theoriebezug haben.

Hypothese aufstellen Entscheidung über Zusammenhang

Entscheide anschließend, ob du einen Zusammenhang oder keinen Zusammenhang zwischen den gewählten Variablen annimmst. Achte auch darauf, dass es sich um Aspekte deines Themas handelt, die bisher kaum oder nicht erforscht sind.

Hypothese aufstellen Erste Version formulieren

Basierend darauf kannst du eine erste Version der Hypothese formulieren. Denke daran, dass es eine gerichtete Hypothese ist. Diese erste Version kannst du noch optimieren, bis alle wichtigen Kriterien erfüllt sind.

Wichtige Kriterien beim Aufstellen von Hypothesen

Die folgenden Kriterien müssen alle erfüllt werden, wenn du eine gute Hypothese aufstellen willst.

Die Hypothese ist allgemeingültig (nicht nur auf einen Einzellfall beschränkt).
Die Hypothese ist sachlich und objektiv (enthält keine persönliche Wertung).
Die Formulierung ist präzise und prägnant und daher leicht verständlich.
Jede Variable ist empirisch messbar und die Hypothese kann verifiziert beziehungsweise falsifiziert werden.
Die Hypothese ist theoretisch fundiert.
Bei mehreren Hypothesen gilt, dass die einzelnen Annahmen sich nicht widersprechen dürfen.

Generell musst du gewährleisten, dass die aufgestellte Hypothese nachprüfbar ist und eine sinnvoll begründete Antwort zulässt, die die in der Hypothese formulierten Annahmen verifiziert oder falsifiziert.

Hypothesen formulieren

Satzbau und Wortwahl beeinflussen die Qualität von Hypothesen. Um wertvolle Hypothesen aufzustellen, solltest du keine langen und verschachtelten Sätze schreiben. Auch sehr hochgestochene sowie umgangssprachliche Formulierungen sind zu vermeiden.

Versuche beim Formulieren von Hypothesen möglichst objektiv und neutral an die Thematik heranzugehen und dich knapp und klar auszudrücken. Als grobes Ziel beim Hypothesen aufstellen kannst du dich an die Obergrenze von 20 Wörtern halten. Der formulierte Satz ist dann weder zu lang noch verschachtelt und stattdessen leicht verständlich.

Generell sollte anhand der Formulierung deiner Hypothese direkt ersichtlich sein, dass die aufgestellte Hypothese nachprüfbar ist und welche Ergebnisse du zu erwarten sind.

Folgende Beispiele illustrieren eine schlecht und eine gut formulierte Hypothese:

FALSCH

Die Aggressivität von Grundschulkindern, die im modernen Alltag häufig mit Werbung konfrontiert sind und diese daher in großem Umfang konsumieren, steigt mit zunehmendem Konsum ebendieser.

RICHTIG

Je mehr Werbung ein Grundschulkind konsumiert, desto aggressiver wird das Kind.

Hypothesen testen

Beim Aufstellen von Hypothesen geht es darum, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deshalb musst du alle aufgestellten Hypothesen auch testen.

Wichtig: Letztlich ist es unerheblich, ob sich deine Hypothesen als falsch oder wahr herausstellen. Denn beides bringt dich der Beantwortung deiner Forschungsfrage näher und lässt Raum für Interpretation.

Statistische Überprüfung

Bei der statistischen Überprüfung von Hypothesen werden zwei gegensätzliche Hypothesen aufgestellt: eine sogenannte Nullhypothese (H0) und eine Gegenhypothese (H1). Dabei wird die Vermutung, die du nachweisen willst, in der Alternativhypothese (H1) formuliert. Behalte das im Auge, wenn du für einen statistischen Test Hypothesen aufstellen willst.

Diese Punkte sind wichtig für die statistische Überprüfung:

  • Dieses Hypothesenpaar wird mit einem passenden Test überprüft. Hierbei stehen diverse Tests zur Auswahl. Welches Verfahren in deinem Fall das Richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Skalenniveau, der Zielgröße und der Einflussgröße ab.
  • Anschließend muss das Signifikanzniveau festgelegt werden. Damit gemeint ist die Wahrscheinlichkeit, die Nullhypothese fälschlicherweise abzulehnen. Im Studium wird das Signifikanzniveau häufig vorgegeben. Falls nicht, kannst du von 5 % ausgehen.
  • Dann geht es an die eigentliche Arbeit: Du sammelst die relevanten Daten. Aus ihnen berechnest du die Kennzahl und Prüfgröße (Teststatistik). Auch die Verteilung dieser Prüfgröße legst du fest. Anschließend berechnest du entweder den kritischen Bereich oder den p-Wert.
  • Im letzten Schritt prüfst du, ob du die Nullhypothese ablehnst oder beibehältst. Abzulesen ist das daran, ob der Prüfwert im kritischen Bereich liegt. Ist dies der Fall, kann die Gegenhypothese zunächst angenommen werden. Tut er das nicht, lässt sich keine sichere Aussage treffen.

Literarische Überprüfung

In einigen Fällen ist es möglich, auf bestehende Literatur zurückzugreifen, um Hypothesen zu testen. Versichere dich bei deiner Hochschule, ob ein solcher Hypothesentest eine ausreichende Eigenleistung darstellt.

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Einbau in die Abschlussarbeit

Hypothesen werden an mehreren Stellen in die Abschlussarbeit integriert: in der Einleitung, im empirischen Hauptteil sowie im Fazit:

Hypothesen aufstellen in der Einleitung

Hier erläuterst du die übergeordnete Forschungsfrage und konkretisierst sie mit Hypothesen. Auch die theoretische Einordnung darf dabei nicht fehlen.

Hypothesen aufstellen im empirischen Hauptteil

Hier prüfst du, ob deine Hypothesen falsch oder wahr sind. Pro Hypothese kann es einen oder mehrere Prüfaspekte geben, die du der Reihe nach prüfst. Anschließend erstellst du zu jeder Hypothese ein Zwischenfazit.

Hypothesen aufstellen im Schlussteil

Hier geht es an die Reflexion der Ergebnisse. Du fasst alles erneut zusammen und gehst durch, welche Hypothesen sich falsifizieren oder verifizieren ließen sowie die Gründe dafür. Zudem erläuterst du, wie die Hypothesen dir bei der Beantwortung der Forschungsfrage geholfen haben.

Zusammenfassung

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Aspekte aufgelistet, die du beachten musst, wenn du eine Hypothese aufstellen musst.

  • In empirischen wissenschaftlichen Arbeiten müssen Studierende Hypothesen aufstellen, um eine wissenschaftliche Eigenleistung zu erbringen.
  • Hypothesen knüpfen immer an die Theorie an und beleuchten einen Aspekt, der bisher kaum oder gar nicht erforscht wurde.
  • Wenn du Hypothesen aufstellen willst, kannst du sie von deiner Forschungsfrage ableiten, um zu gewährleisten, dass sie thematisch in deine Arbeit passen.
  • Hypothesen müssen diverse Kriterien erfüllen, unter anderem müssen sie objektiv, widerspruchsfrei und überprüfbar sein.
  • Die Prüfung einer Hypothese erfolgt immer ergebnisoffen. Es spielt keine Rolle, ob eine Hypothese im Verlauf deiner Forschung verifiziert oder falsifiziert wird. Beide Ergebnisse bringen dich der Beantwortung deiner Forschungsfrage näher.

Häufig gestellte Fragen

Eine Hypothese ist eine vorläufige Annahme für ein Phänomen oder eine Beobachtung, die wissenschaftlich überprüft werden kann. Sie bildet den Ausgangspunkt für weitere Forschung.

Ein Beispiel für eine Hypothese könnte sein: „Der regelmäßige Konsum von grünem Tee führt zu einer Senkung des Blutdrucks.“

Es gibt zwei Arten von Hypothesen: ungerichtete Hypothesen und gerichtete Hypothesen. Willst du im akademischen Bereich Hypothesen aufstellen, sind gerichtete Hypothesen die richtige Wahl.

Beim Hypothesen Aufstellen musst du darauf achten, dass diese allgemeingültig, präzise, objektiv, messbar, widerspruchsfrei und theoretisch begründet ist.

Der Unterschied zwischen einer These und einer Hypothese liegt in ihrer Verwendung: Eine These ist eine Aussage oder Position, die in akademischen Arbeiten oder Debatten verteidigt wird, während eine Hypothese eine vorläufige Erklärung in der Wissenschaft ist, die durch Daten und Experimente getestet und überprüft werden soll.