Redewendungen – Definition, Verwendung & Liste

29.01.24 Redewendungen Lesedauer: 7min

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In diesem Beitrag werden wir die Welt der Redewendungen erkunden und dabei ihre Herkunft, Entwicklung und ihren Einfluss auf die Sprache und Kultur beleuchten. Es wird auch dargestellt, wie sich diese Ausdrücke von Sprichwörtern unterscheiden und warum sie ein unverzichtbarer Teil der Linguistik in verschiedenen Sprachen und Kulturen sind. Außerdem findest du hier eine Liste der bekanntesten deutschen Redewendungen und weitere Informationen zu ihnen.

Redewendungen „einfach erklärt“

Redewendungen sind besondere Ausdrücke in der Sprache, bei denen Wörter zusammen über eine Bedeutung verfügen, die man nicht direkt aus den einzelnen Wörtern erkennen kann. Zum Beispiel bedeutet „die Katze aus dem Sack lassen“ so viel wie ein Geheimnis verraten, obwohl es nichts mit Katzen oder Säcken zu tun hat.

Definition: Redewendungen

Redewendungen sind feste Wortkombinationen innerhalb einer Sprache, die eine übertragene, oft nicht wörtlich zu nehmende Bedeutung haben. Sie bestehen aus mehreren Wörtern, die zusammen eine spezifische, idiomatische Bedeutung ergeben, die sich nicht direkt aus den einzelnen Wörtern ableiten lässt. Redewendungen sind ein wichtiges Element des sprachlichen Ausdrucks und tragen dazu bei, die Kommunikation lebendiger und bildhafter zu gestalten.

Die Verwendung von Redewendungen kann sowohl direkt als auch indirekte Effekte erzielen. Einerseits kann die Sprache beispielsweise lebendiger gestaltet werden, andererseits kann die Verwendung Aufschluss über die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen geben.

  • Ausdruckskraft
    Redewendungen verleihen der Sprache Farbe und Lebendigkeit. Sie ermöglichen es, komplexe Ideen auf eine einfache, oft bildhafte Weise auszudrücken.
  • Emotionale Wirkung
    Durch ihre oft metaphorische Natur können Redewendungen Gefühle und Stimmungen effektiv vermitteln, was in der direkten Sprache schwieriger sein könnte.
  • Kulturelle Identität
    Redewendungen spiegeln kulturelle Besonderheiten wider und tragen zur Bildung einer gemeinsamen kulturellen Identität bei.
  • Effizienz der Kommunikation
    Sie bieten eine verkürzte Art der Kommunikation, da eine ganze Idee oder ein komplexer Sachverhalt in einer kurzen Phrase zusammengefasst werden kann.

Da Redewendungen meist eine metaphorische oder weiterführende Bedeutung vermitteln, die nicht aus den verwendeten Wörtern hervorgeht, haben sie einen großen Einfluss auf die Kommunikation. Sie können sowohl die persönliche als auch die soziale Kommunikation beeinflussen:

  • Verständlichkeit
    Für Muttersprachler erhöhen solche Ausdrücke oft die Verständlichkeit einer Aussage, können aber für Nichtmuttersprachler Verständnisschwierigkeiten bereiten
  • Gruppenzugehörigkeit
    Die Verwendung spezifischer Ausdrücke kann Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen, regionalen oder kulturellen Gruppe signalisieren.
  • Ambiguität
    Manchmal können Ausdrücke Mehrdeutigkeit in die Kommunikation einbringen, besonders wenn sie in ungewöhnlichen Kontexten verwendet werden.
  • Stil und Register
    Die Wahl der Redewendungen kann den Stil oder das Register einer Rede oder eines Textes beeinflussen, etwa formell, informell, humorvoll oder seriös.

Redewendungen dienen als Indikator für die immer fortschreitende Entwicklung einer Sprache, da sie soziale Trends und linguistische Entwicklungen widerspiegeln. Diese Funktionen werden sich auch in zukünftigen Entwicklungen zeigen:

  • Einfluss der Globalisierung
    Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung werden bestimmte Redewendungen zunehmend bekannter, während andere, die tief in bestimmten Kulturen verwurzelt sind, an Bedeutung verlieren.
  • Technologischer Wandel
    Neue Technologien und Medien führen zu neuen Begriffen und Ausdrücken, die sich auf digitale Phänomene und Innovationen beziehen und sich durch die sozialen Medien schnell verbreiten.
  • Sprachwandel
    Sprachen entwickeln sich weiter, und infolgedessen können Redewendungen modifiziert werden, verschwinden oder neu entstehen, um neue Realitäten oder Denkweisen widerzuspiegeln.
  • Bildung neuer Identitäten
    Redewendungen haben das Potenzial, zur Bildung neuer kultureller und sozialer Identitäten beizutragen, die über die traditionellen Grenzen in einer sich ständig weiterentwickelnden Welt hinausgehen.

Abgrenzung zu Sprichwörtern

Während Redewendungen idiomatische Ausdrücke sind, die eine Situation oder Aktion auf eine bildhafte Weise beschreiben, sind Sprichwörter prägnante Sätze, die eine Lebensweisheit oder eine allgemeingültige Wahrheit vermitteln. Sprichwörter haben oft einen moralischen oder lehrhaften Charakter und werden als allgemeine Ratschläge oder Regeln für das Verhalten und Denken verwendet. Im Gegensatz dazu dienen Redewendungen eher der stilistischen Ausschmückung der Sprache und haben nicht unbedingt eine lehrhafte Komponente.

Geschichte und Herkunft

Redewendungen haben eine lange Geschichte, die bis zu den Ursprüngen der Sprache zurückreicht. Sie stammen aus dem täglichen Leben, dem Handwerk, Naturbeobachtungen und sozialen Interaktionen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich diese Ausdrücke weiter, einige verschwanden, andere änderten ihre Form oder Bedeutung, und neue kamen auf. Dies spiegelt die dynamische Natur von Sprache und Kultur wider.

Beispiele

„Etwas unter Dach und Fach bringen“
Ursprünglich bezog sich diese Redewendung auf das Einbringen der Ernte, wobei „Dach“ das Bauernhaus und „Fach“ die Scheune symbolisierte. Heutzutage wird der Ausdruck allgemein verwendet, um das Abschließen oder Vollenden eines Vorhabens zu beschreiben.

„Seinen Senf dazugeben“
Diese Redewendung hat ihren Ursprung in der Zeit, als es üblich war, Senf zu Mahlzeiten hinzuzufügen, um den Geschmack zu verbessern. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Bedeutung zu der heutigen metaphorischen Verwendung, die das Einbringen einer oft unerwünschten Meinung oder eines Kommentars in eine Diskussion bedeutet.

„Über den Tellerrand schauen“
Früher bezog sich diese Redewendung wörtlich auf das über den Rand des eigenen Tellers Hinausschauen, um zu sehen, was andere essen. Heutzutage wird der Ausdruck metaphorisch verwendet, um Offenheit für neue Ideen und Perspektiven außerhalb des eigenen gewohnten Bereichs oder üblichen Gedankenprozesses zu symbolisieren.

Unterschiede in der Verwendung in verschiedenen Kulturen

Folgende Hintergründe beeinflussen Redewendung oder sind für deren Entstehung verantwortlich:

Kulturelle Hintergründe: Redewendungen, die sich auf Seefahrt beziehen, werden in Küsten- und Inselkulturen häufiger sein, während landwirtschaftliche Wortkombinationen in agrarisch geprägten Gesellschaften verbreiteter sind.

Sprachstruktur und -eigenschaften: In manchen Sprachen gibt es unter anderem komplizierte metaphorische Ausdrücke, die in anderen Sprachen so nicht existieren können.

Interkulturelle Adaption und Übersetzung: Bei der Übersetzung können Ausdrücke ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren oder verändert werden, da sie stark kulturabhängig sind.

Klima und Umwelt: In kalten, nördlichen Kulturen werden mehr Ausdrücke existieren, die Schnee, Eis und die Kälte thematisieren, während in tropischen Kulturen Ausdrücke über Regen, Sonne oder das Meer geläufiger sind.

Soziale und politische Einflüsse: Soziale Veränderungen in der Gesellschaft können Veränderungen herbeiführen und neue Ausdrücke entstehen lassen, die die aktuellen Ereignisse widerspiegeln.

Humor und Tabus: Während in einigen Kulturen direkte, grobe und vielleicht sogar vulgäre Ausdrücke akzeptiert sind, bevorzugen andere soziale Gruppen subtilere oder versteckte Formulierungen.

Arten

Redewendungen können oft in Kategorien eingeteilt werden, da ihre behandelten Themen oder Strukturen Ähnlichkeiten haben. Hier findest du ein paar Beispiele verschiedener Redewendungs-Arten.

Metaphorische Redewendungen

Diese Ausdrücke verwenden eine Metapher, um eine Idee oder einen Sachverhalt auszudrücken.

Beispiel

„Das Herz auf der Zunge tragen“

Dieser Ausdruck bedeutet, dass jemand sehr offen und ehrlich ist.

Vergleichende Redewendungen

Diese Art verwendet einen Vergleich und wird oft eingeleitet mit „wie“ oder „als“.

Beispiel

„Schlafen wie ein Murmeltier“

Dieser Ausdruck beschreibt einen tiefen Schlaf.

Hyperbolische Redewendungen

Diese Redewendungen übertreiben absichtlich, um einen starken Eindruck zu erzeugen.

Beispiel

„Einen Elefanten aus einer Mücke machen“

Dieser Ausdruck bedeutet, dass ein kleines Problem übertrieben behandelt wird.

Kulturell spezifische Redewendungen

Diese Ausdrücke sind tief in der Kultur und Geschichte eines Volkes oder einer sozialen Gruppe verwurzelt und können für Außenstehende schwer zu verstehen sein.

Beispiel

„Nicht alle Tassen im Schrank haben“

Eine deutsche Redewendung, die bedeutet, dass jemand nicht ganz bei Verstand ist.

Bekannte Redewendungen von A-Z

Hier findest du eine Liste von bekannten deutschen Redewendungen in alphabetischer Reihenfolge. Wenn du die genaue Bedeutung und Herkunft einer bestimmten Redewendung wissen möchtest, klicke sie einfach an.

Deutsche Redewendungen  
08/15 A und O
Abgehen wie Schmidts Katze Abwarten und Tee trinken
Ach du grüne Neune! Ach und Krach
Affentheater Affenzirkus
Alles in Butter Alte Leier
Alter Schwede! Am Ball bleiben
Am Hungertuch nagen Am seidenen Faden
Amtsschimmel An den Pranger stellen
Armutszeugnis Arsch auf Grundeis
Arsch der Welt Arschkarte
Ass im Ärmel Auf Achse sein
Auf dem Schirm haben Auf dem Schlauch stehen
Auf den Hund gekommen Auf den Leim gehen
Auf den Schlips treten Auf den Zahn fühlen
Auf die Palme bringen Auf die Sprünge helfen
Auf Holz klopfen Auf Krawall gebürstet
Auf Nummer sicher gehen Auf Vordermann bringen
Auf Wolke sieben Augen zu und durch
Aus dem Nähkästchen plaudern Aus dem Stegreif
Bärendienst erweisen Bauernopfer erbringen
Beleidigte Leberwurst Binsenweisheit
Bis in die Puppen Bis zum bitteren Ende
Blaumachen Bratkartoffelverhältnis
Brett vorm Kopf haben Butter bei die Fische
Da beißt die Maus keinen Faden ab Da wird der Hund in der Pfanne verrückt
Dachschaden haben Danke für die Blumen
Das Gelbe vom Ei Das kommt mir spanisch vor
Dauerbrenner Den Kürzeren ziehen
Den Schlussstrich ziehen Der Drops ist gelutscht
Die Würfel sind gefallen Drahtseilakt
Drahtzieher Dreck am Stecken
Drei Affen Drei Kreuze machen
Dreikäsehoch Dünnbrettbohrer
Durch den Kako ziehen Durch den Wind sein
Durch die Blume sagen Durch die Lappen gehen
Ei der Daus Ei des Kolumbus
Eierlegende Wollmilchsau Eine Hand wäscht die andere
Elefant im Porzellanladen Elefant im Raum
Ende im Gelände Es ist höchste Eisenbahn
Es zieht wie Hechtsuppe Etepetete
Farbe bekennen Faustdick hinter den Ohren haben
Fels in der Brandung Fersengeld geben
Fix und fertig Flausen im Kopf haben
Flinte ins Korn werfen Friede, Freude, Eierkuchen
Friss oder stirb Frosch im Hals
Fuchsteufelswild Für bare Münze nehmen
Gang nach Canossa Gleiches mit Gleichem vergelten
Goldene Ananas Graue Eminenz
Grün hinter en Ohren Haare auf den Zähnen
Hals über Kopf Hals- und Beinbruch
Hand und Fuß haben Heilig`s Blechle
Heiliger Bimbam! Henkersmahlzeit
Honigkuchenpferd Hopfen und Malz verloren
Hut in den Ring werfen Ich glaub, mein Schwein pfeift
Ich kenne meine Pappenheimer Im Sande verlaufen
Im Stich lassen Im wahrsten Sinne des Wortes
In den Seile hängen In die Bresche springen
In Kauf nehmen In trockenen Tüchern
Innerer Schweinehund Ins Bockshorn jagen
Ins Fettnäpfchen treten Ins Schwarze treffen
Intus haben Jemanden in Schach halten
Kalte Füße bekommen Katze aus dem Sack
Kauderwelsch Kein Blatt vor den Mund nehmen
Kirche im Dorf lassen Kleinere Brötchen backen
Kleinvieh macht auch Mist Kopf in den Sand stecken
Kopf und Kragen Kraut und Rüben
Kuh vom Eis holen Mauerblümchen
Mein lieber Scholli! Mein lieber Schwan!
Mit allen Wassern gewaschen Mit fremden Federn schmücken
Nach Schema F verfahren Nacht-und-Nebel-Aktion
Nadel im Heuhaufen suchen Nahe am Wasser gebaut sein
Narrenfreiheit Nichts für ungut
Ohren steif halten Pantoffelheld
Paragraphenreiter Paroli bieten
Phönix aus der Asche Pi mal Daumen
Pipapo Polen offen
Pustekuchen Qual der Wahl
Remmidemmi Rosa Elefant
Ruckzuck Sankt-Nimmerleins-Tag
Schalk im Nacken haben Scheibenkleister
Schlitzohr Schnee von gestern
Schraube locker haben Schuss in den Ofen
Schuster, bleib bei deinen Leisten Schwarzes Schaf
Schwedische Gardinen Sekt oder Selters
Siebter Himmel Spießrutenlauf
Spreu vom Weize trennen Sterbender Schwan
Tacheles reden Tomaten auf den Augen
Trick 17 Über den Jordan gehen
Über den Tellerand schauen Über einen Kamm scheren
Unter Dach und Fach Unter der Gürtellinie
Unter ferner liefen Verschlimmbessern
vom Regen in die Traufe Vor die Hunde gehen
Wat mutt, dat mutt Weiße Weste haben
Wink mit dem Zaunpfahl Wolf im Schafspelz
Zapfenstreich Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
Zwischen den Jahren Zwischen den Zeilen lesen

Merke: Die Liste umfasst sowohl „echte“ Redewendungen als auch einzelne Begriffe, die in der deutschen Sprache wie Redewendungen verwendet werden. Bei einzelnen Worten handelt es sich generell nicht um Redewendungen.

Häufig gestellte Fragen

Redewendungen wie „ich bin fix und fertig“ oder „jemandem die Daumen drücken“ sind Ausdrücke, welche in der Umgangssprache häufig benutzt werden und feststehende Bedeutungen haben, obwohl die Wörter an sich keine eindeutige Aussage haben.

Redewendungen sind feststehende Ausdrücke mit einer übertragenen Bedeutung aus einzelnen Wörtern oder Phrasen. Sprichwörter sind ganze Sätze, welche oft eine moralische oder lehrreiche Aussage vermitteln.

Redewendungen sind manchmal Metaphern, können aber auch bildlich gemeint sein oder auf anderen sprachlichen Mitteln basieren.

Nein, ein einzelnes Wort kann keine Redewendung sein. Dennoch existieren im Deutschen zahlreiche einzelne Worte, die über eine metaphorische oder idiomatische Bedeutung verfügen und wie Redewendungen verwendet werden.

Redewendungen sind rhetorische Mittel, welche auch als Kollokation bezeichnet werden und gelten somit als Stilmittel.