Transkriptionsregeln – für Interviews richtig anwenden

03.09.22 Interview Lesedauer: 6min

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Transkriptionsregeln Definition

Im Zuge deiner wissenschaftlichen Arbeit kann es sein, dass deine Recherchen auch Interviews beinhalten, die du selbst oder andere geführt haben. Um diese Aussagen in deine Arbeit einfließen zu lassen, brauchst du sie in schriftlicher Form. Das bedeutet, du musst sie abschreiben – also transkribieren. In diesem Artikel erfährst du, welche Transkriptionsregeln du dafür befolgen musst, sodass dein Transkript akzeptiert wird.

Transkriptionsregeln „einfach erklärt“

„Transkriptionsregeln“ sind bestimmte Richtlinien, die festlegen, wie das Gesagte verschriftlicht werden muss. Diese sind insbesondere für Interviews relevant, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren und können je nach Universität oder Hochschule variieren. Derartige Regeln helfen dir dabei richtig zu transkribieren. Mittlerweile gibt es auch Transkriptionsprogramme, die dir viel Zeit ersparen.

Definition: Transkriptionsregeln

Die Transkriptionsregeln sind je nach Transkriptionssystem unterschiedlich. Sie geben jedoch vor, wie transkribiert werden soll. Beispielsweise werden Aussagen, die in einem unserer Dialekte ausgesprochen werden, in der Transkription „geglättet“, indem sie auf hochdeutsch schriftlich wiedergegeben werden. Füllwörter oder Äußerungen wie „Da muss ich mal überlegen“ oder „äh“; „hm“ und ähnliche können – abhängig von den entsprechenden Transkriptionsregeln – beim Transkribieren ausgelassen werden.

All dies und mehr ist n den jeweiligen Transkriptionsregeln vorgegeben.

Transkriptionsregeln im Einsatz: Interviews transkribieren

Sobald du für deine wissenschaftliche Arbeit ein Interview führen musst, solltest du ein Aufnahmegerät verwenden, um keine der Antworten zu verpassen oder falsch zu notieren. Um dieses Interview korrekt gemäß der Transkriptionsregeln zu transkribieren, musst du zunächst wissen, ob deine Universität diesbezüglich spezifische Vorgaben gemacht hat.

Wenn nicht, dann gelten für die Fachbereiche teilweise unterschiedliche Transkriptionsregeln. Am häufigsten finden im deutschsprachigen Raum die Transkriptionsregeln nach „Dresing & Pehl“ ihre Anwendung.

Die Transkriptionsregeln nach „GAT 2“ werden hingegen von Sprachwissenschaftlern, Soziologen und Psychologen verwendet. Die Universität Paderborn erläutert die Transkriptionsregeln nach „TiQ (Talk in Qualitative Social Research)“¹.

Transkriptionsregeln Schaubild

Transkriptionsregeln: Grundlagen

Das Methodenzentrum der Universität Bochum gibt sehr anschaulich einen kurzen Einblick in die Grundlagen der Transkriptionsregeln. Grundsätzlich sollen die Regeln der Vereinfachung deines Transkripts dienen, da das Transkribieren sehr mühsam und zeitraubend ist. Um dein Interview oder sonstige Aufnahmen korrekt wiederzugeben, musst du jedes Detail in die Schriftform übertragen. Um diesen Zeitaufwand so kurz wie möglich zu halten, geben die jeweiligen Transkriptionsregeln dir „Shortcuts“ vor.²
Gleichzeitig wird dir auch die Interpretation vorgegeben, wie es die Uni Münster beschreibt.³

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Transkriptionsregeln nach „Dresing & Pehl“

Die Transkriptionsregeln von „Dresing & Pehl“ sind ein beliebtes Format, um Videos und Interviews schriftlich wiederzugeben. Dabei wird jede Äußerung in ganz korrektem Deutsch wiedergegeben. Äußerungen in Dialekten („Woher soll icke dit wissen?“) werden in Hochdeutsch („Woher soll ich das wissen?“) niedergeschrieben. Grammatisch falsch gesprochene Sätze werden im Transkript korrekt notiert.

Die Regeln nach „Dresing & Pehl“ eignen sich für alle Fachgebiete.

Einfache Transkription nach „Dresing & Pehl“

Die Einfachheit besteht darin, dass du einfach in korrektem Hochdeutsch niederschreibst, was gesprochen wurde. Ist etwas unverständlich, muss dies im Transkript entsprechend als unverständlich gekennzeichnet werden.

Beispiel:

I: Wie würden Sie bisherige Entwicklungen beurteilen? #00:07:34#

B1: Ich würde die derzeitigen und bisherigen Entwicklungen grundsätzlich sehr positiv beurteilen. Dennoch gibt es in einigen Unternehmensbereichen noch Verbesserungsbedarf bezüglich Optimierungen und Digitalisierung. #00:07:53#

I: Also stellt die mangelnde Digitalisierung derzeit eine Herausforderung für Sie und Ihr Unternehmen dar? #00:07:58#

B2: Ja, so würde ich es bezeichnen (seufzt). #00:08:01#

Erweiterte Transkription nach „Dresing & Pehl“

Die Erweiterung dieser Transkriptionsregeln besteht hier darin, dass du alles aufschreibst, wie du es hörst. Jeder Dialekt oder jeder seltsame Wortlaut wird so festgehalten, wie er gehört wird.

Beispiel:

I: Wie würden Sie bisherige Entwicklungen beurteilen? #00:07:34#

B1: Ehm (…) Ich würde die derzeitigen und bisherigen Entwicklungen grundsätzlich sehr positiv beurteilen. (…) DENNOCH gibt es in einigen Unternehmensbereichen noch Verbesserungsbedarf bezüglich Optimierungen und Digitalisierung. ja (…) #00:07:53#

I: Also stellt die mangelnde Digitalisierung derzeit eine Herausforderung für Sie und Ihr Unternehmen dar? #00:07:58#

B2: Ja ähm, so wü/würde ich es bezeichnen (seufzt). #00:08:01#

Transkriptionsregeln nach „GAT 2“

Das „GAT“ (Gesprächs-Analytisches Transkriptionssystem) hat, wie es der ausgeschriebene Name verrät, die Analyse und Interpretation der Konversation zum Ziel. Hier geht es nicht nur um die Inhalte, sondern auch um die Art und Weise der Äußerungen. Dies gilt sowohl für Einzelinterviews als auch für Gruppeninterviews.

Minimaltranskript nach „GAT 2“

Das geschriebene Minimaltranskript des „GAT“ ähnelt ebenso wie das Basistranskript und Feintranskript stenografischen Notizen.

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Basistranskript und Feintranskript nach „GAT 2“

Im Basistranskript werden auch die Tonhöhen und Tonlängen notiert.
Das Feintranskript wird eher selten angewendet und ist wohl vor allem für Sprachwissenschaftler interessant, da es für die Intonationsphonologie relevant ist. Es werden zu den Tonhöhen und -längen auch die Betonungen/Akzente notiert, analysiert und bewertet.

Transkriptionsregeln im Überblick

Entwickler Transkriptionsform Einsatzgebiet Beschreibung
Dresing & Pehl einfach in allen Bereichen/Fachgebieten einsetzbar - Sprache wird geglättet
- Umgangssprache oder Sprachschwierigkeiten wie Stottern in korrektem Deutsch wiedergegeben
- bei Pausen wird beispielsweise (...) verwendet
Dresing & Pehl erweitert in allen Bereichen/Fachgebieten einsetzbar - Dialekte, Füllwörter und Dehnungen wie beispielsweise "äh"; "hm"; "da muss ich mal nachdenken" werden original wiedergegeben
- Wechsel in Lautstärke oder ein Lachen sowie Pausen werden mit Symbolen dargestellt
Gat 2 komplex Minimaltranskript - für alle Studiengänge, aber empfohlen für Psychologie und Soziologie
- lautsprachliche Transkription mit exakten Sekundenangaben für Pausenlängen, Ein- und Ausatmen etc. (Psychologie!)
Gat 2 komplex Basistranskript und Feintranskript ausschließlich für Sprachwissenschaften und Veröffentlichungen - wie Minimaltranskript mit zusätzlichen Angaben zu Sprechgeschwindigkeit, Tonhöhe und Ähnlichem

Transkriptionsregeln: Gründe für die Transkriptionssoftware

  1. Die Transkriptionssoftware ist oft kostenlos erhältlich und vereinfacht dir das Transkribieren mit diversen Möglichkeiten (Features).
  2. Du sparst also viel Zeit und erleichterst dir die Arbeit.
  3. Einige Transkriptionsprogramme sind automatisiert. Sie können wohl das Schreiben deines Interviews automatisch erledigen. Du musst also nicht selber tippen, was viel Zeit spart. Die jeweilig anzuwendenden Transkriptionsregeln musst du allerdings vorher einstellen bzw. ein entsprechendes Programm finden, dass nach den für dich relevanten Regeln arbeitet. Vor allem gilt auch hier, dass du die Verantwortung dafür trägst, dass alles korrekt transkribiert wurde. Deine Kontrolle und ggf. Korrektur des transkribierten Textes ist also unbedingt notwendig!
  4. Es gibt Webseiten, auf denen du professionelle Schreibkräfte beauftragen kannst, die das Transkribieren übernehmen – auch damit sparst du Zeit. Die Kosten dafür musst du allerdings selbst tragen.

Häufig gestellte Fragen

Das Wort „Transkription“ hat seinen Ursprung im Lateinischen. Es setzt sich aus „scribere“ (schreiben) und „trans“ (hinüber) zusammen. Es geht also um die Abschrift bzw. das Übertragen von einem Medium zum anderen. Dazu gehört beispielsweise das Abtippen von einer handschriftlichen oder gesprochenen Version (Interviewaufnahmen oder Diktat vom Diktiergerät) in den Computer.

Klar. Wer jemanden kennt, der schnell und zudem mit 10 Fingern blind auf einer Tastatur (oder ohne Strom an einer Schreibmaschine) schreiben kann, der ist im Vorteil. Allerdings liegt die Verantwortung dafür, ob alles korrekt niedergeschrieben wurde, bei dir.

Da es um wissenschaftliche Arbeiten geht, sollten deine Arbeit eine einheitliche Vorgehensweise haben. Transkriptionsregeln erleichtern nicht nur den Prüfern und sonstigen Lesern deiner Arbeit das Nachvollziehen deiner Ausführungen, sondern allen Studenten auch die Ausführung des Transkripts.
Zudem geben Sie zusätzliche Informationen mit vorgegebenen Kürzeln wieder, was das Transkribieren erleichtert.4

Es geht darum, die Vorgehensweise beim Transkribieren/Übertragen zu vereinheitlichen. Wenn jeder diese Regeln befolgt, sind die Transkripte generell eher vergleichbar.

Dabei handelt es sich um jeweils unterschiedliche Vorgehensweisen bzw. Transkriptionsregeln. Zu den Transkriptionssystemen zählen im deutschsprachigen Raum:

  • das einfache Transkriptionssystem
  • das erweiterte Transkriptionssystem („TiQ“ = Talk in Qualitative Social Research)
  • das gesprächsanalytische Transkriptionssystem („GAT“)¹

Quellen

1 Raddy F.: Transkription, in: Universität Paderborn, Forschen im Praxissemester, 2014, [online] https://blogs.uni-paderborn.de/fips/2014/11/26/transkription/ (25.08.2022)

2 Universität Bochum: Nachbereitung und Transkription, in: RUB Methodenzentrum Universität Bochum, o.D., [online] https://methodenzentrum.ruhr-uni-bochum.de/e-learning/qualitative-erhebungsmethoden/qualitative-interviewforschung/nachbereitung-und-transkription/ (25.08.2022)

3 Walter D.: Transkriptionsregeln und Beispieltranskript, in: Universität Münster, o.D., [online] https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/idmi/dw_transkript.pdf (25.08.2022)

4 Universität Leipzig: Transkription, in: Universität Leipzig Methodenportal, o.D., [online] https://home.uni-leipzig.de/methodenportal/transkription/ (25.08.2022)