Induktiv vs. deduktiv – Akademische Vorgehensweisen

11.12.22 Forschungsarten Lesedauer: 5min

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Induktiv vs. deduktiv-01

Im Mittelpunkt jeder wissenschaftlichen Arbeit steht selbstverständlich der Gewinn neuer Erkenntnisse. Dafür ist eine strukturierte, zum Forschungsinteresse passende Methodik notwendig. Je nach Ziel und Forschungsstand deines Themas kannst du beim wissenschaftlichen Schreiben entweder induktiv oder deduktiv vorgehen. Im Folgenden werden dir die Unterschiede zwischen induktiv und deduktiv hervorgehoben.

Induktiv und deduktiv „einfach erklärt“

Induktiv und deduktiv sind unterschiedliche Vorgehensweisen. Induktives Vorgehen schließt von einem Einzelfall auf die Allgemeinheit, dies bezieht sich grundsätzlich auf die Zukunft. Deduktives Vorgehen hingegen schließt vom allgemeinen auf einen Einzelfall. Das deduktive forschen bezieht sich hauptsächlich auf Gegenwart und Vergangenheit.

Definition: Induktiv und deduktiv

Bei den Definitionen von „induktiv“ und „deduktiv“ sollte darauf geachtet werden, dass die beiden Begriffe nicht miteinander verwechselt werden. Im Allgemeinen lassen sich die beiden Begriffe wie folgt definieren:

Der Begriff „induktiv“ kann als „aufbauend“ oder „veranlassend“ übersetzt werden. Das bedeutet: Wer induktiv forscht, versucht, durch die Untersuchung von Einzelfällen eine allgemeingültige Theorie aufzustellen. Hierfür wird mit einer Beobachtung begonnen, im Anschluss sammeln und analysieren die Forschenden Daten, mit denen sie eine Hypothese aufstellen können. Diese bezieht sich in den meisten Fällen auf die Zukunft. Induktives Denken ist besonders gut für Felder geeignet, in denen bisher nicht viel Forschung betrieben wurde. Die Forschenden können sich hier meist auf nur wenige Quellen beziehen, weswegen eigene Beobachtungen, Interviews und Experimente wichtiger werden als Literaturanalysen.

Häufig gibt es bei der induktiven Methode nur wenige Forschungsfragen, dass das Blickfeld während der Arbeit möglichst umfangreich bleibt und die Forschenden viel Freiraum erhalten. Zudem charakterisiert sich die Methode durch das Vorhandensein weniger Vorannahmen. Alle Zusammenhänge und Theorien werden aus den erhobenen Daten und ihrer Auswertung entwickelt. Diese Vorgehensweise wird auch als strukturentdeckend oder „bottom up“ bezeichnet.

Das Wort „deduktiv“ lässt sich als „ableitend“ oder „fortführend“ übersetzen. Im Allgemeinen beschreibt es also einen Vorgang, bei dem durch logische Schlussfolgerung Erkenntnisse aus einer Beobachtung abgeleitet werden. Wer in der Wissenschaft deduktiv argumentiert, schließt von einer generalisierten Aussage auf Einzelfälle und versucht, die Theorie anhand dieser Beispiele zu überprüfen.

Die Deduktion nutzt bereits bestehende Theorien als Basis, anstatt neue aufzustellen. Diese Theorien werden dann überprüft und belegt beziehungsweise widerlegt. Solche Forschungsmethoden werden auch als „top down“ oder strukturprüfend bezeichnet, da von der Theorieebene auf darunterliegende Daten geschlossen wird. Die meisten Forschenden entscheiden sich für einen deduktiven Ansatz.

Eigene Experimente und Untersuchungen sind hier selten, stattdessen befassen sich die Forschenden mit den Ergebnissen vorangegangener Studien und werten bestehende Literatur aus. Dadurch haben strukturprüfende Methoden einen recht geringen Erkenntnisgewinn zur Folge: Wer deduktiv forscht, prüft existierende Theorien und stellt keine neuen auf. Es können jedoch wichtige Beweise für das bereits Bekannte gefunden werden. Außerdem können die Forschenden ihren Blick auf Sonderfälle präzisieren.

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Induktiv oder deduktiv

Die Entscheidung, ob du induktiv oder deduktiv forschen möchtest, ist bei der Planung deiner Forschungsarbeit von besonderer Bedeutung. Sie bildet das Fundament für die Auswahl der Methoden, die du später nutzen wirst. Um herauszufinden, welcher Ansatz sich besser eignet, kannst du dir folgende Fragen stellen:

Frage Induktive Forschung Deduktive Forschung
Auf welche Zeitspanne bezieht sich deine Forschung? Zukunft Gegenwart oder Vergangenheit
Was ist das Ziel deiner Forschung? neue Theorie aufzustellen bestehende Theorie
überprüfen
Wie viele Recherchemittel stehen dir zur Verfügung? wenig Literatur viel Literatur

Schritt-für-Schritt Anleitung

Wenn du dich entschieden hast, ob du induktiv oder deduktiv forschen möchtest, ist der wichtigste Beschluss bereits gefasst. Für die Umsetzung kannst du dich an den folgenden Schritten orientieren.

Induktive Vorgehensweise als Forschungsmethode

Bei der induktiven Forschung handelt es sich um eine aufbauende Methode. Das bedeutet, dass mit einer Beobachtung begonnen wird, von der du herausfinden möchtest, ob sich aus ihr eine Generalisierung ableiten lässt.

Um induktiv zu forschen, kannst du dich an diesen vier Schritten orientieren:

Induktiv Deduktiv Induktive Vorgehensweise

Beispiel

  1. Beobachtung eines Phänomens
    Du bemerkst, dass du schlechter schläfst, wenn du am Abend dein Smartphone benutzt hast.
  2. Datensammlung
    Du führst eine Umfrage unter 250 Personen durch, in der sie Angaben zu ihrer Handynutzung und ihrem Schlaf machen.
  3. Aufstellung einer Hypothese
    Wenn du 250 Personen befragst, die abends ihr Smartphone benutzen, und sie alle schlecht schlafen, kannst du darauf schließen, dass die abendliche Smartphone-Nutzung zu Schlafstörungen führt.
  4. Ableitung einer allgemeinen Theorie
    Die abendliche Nutzung von Smartphones führt zu Schlafstörungen.

Deduktive Vorgehensweise als logischer Schluss

Anders als induktives Denken wirkt deduktives Vorgehen nicht aufbauend, sondern ableitend. Wer deduktiv argumentiert, geht von einer verallgemeinernden Theorie aus und sucht gezielt nach bestimmten Werten, um sie an Einzelfällen zu testen. Diese Forschung bezieht sich in der Regel auf die Gegenwart oder die Vergangenheit, einen neuen Erkenntnisgewinn gibt es meist nicht.

Um deduktiv zu forschen, kannst du dich an den nachfolgenden vier Schritten orientieren:

Beispiel

  1. Aufstellung einer Theorie
    Die abendliche Nutzung von Smartphones führt zu Schlafstörungen.
  2. Aufstellung einer Hypothese
    Wenn deine Kommilitonen abends ihr Smartphone benutzen, schlafen sie schlechter.
  3. Überprüfung der Hypothese
    Du führst eine Umfrage unter deinen Kommilitonen durch, in der sie Angaben zu ihrer Handynutzung und ihrem Schlaf machen.
  4. Beleg/Widerlegung der Hypothese
    Deine Kommilitonen haben angegeben, dass sie Schlafprobleme haben, nachdem sie ihr Handy am Vorabend benutzt haben. Das bestätigt die Theorie, dass die abendliche Nutzung von Smartphones zu Schlafstörungen führt.

Zusammenspiel

Die induktive und deduktive Vorgehensweisen können auch miteinander kombiniert werden. Am besten funktioniert dies mit zwei kleineren Teilstudien im Rahmen einer größeren Arbeit. Die meisten Forschenden stellen induktiv eine Theorie auf, die sie im Anschluss bestätigen oder widerlegen, indem sie diese deduktiv erforschen.

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Häufig gestellte Fragen

„Induktiv“ und „deduktiv“ sind unterschiedliche Forschungsansätze im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten. Sie stellen somit einen Teil der Methodik dar.

Wer induktiv forscht, schließt von einem konkreten Fall auf die Allgemeinheit. Die deduktive Forschung funktioniert genau umgekehrt: von der Allgemeinheit wird auf einen Einzelfall geschlossen.

Ein induktives Vorgehen beinhaltet das Abstrahieren von allgemeinen Schlussfolgerungen aus spezifischen Beobachtungen oder Beispielen, wobei Unsicherheit über die Allgemeingültigkeit besteht.

Ein deduktives Vorgehen bedeutet, von bekannten Regeln oder Prinzipien auf konkrete Schlussfolgerungen zu schließen. Es ist wie das Anwenden von festen Regeln auf spezielle Situationen, um zu einem definitiven Ergebnis zu gelangen.

Diese Auswahl triffst du je nach Forschungsinteresse. Eine Rolle spielen dabei beispielsweise die Fragen, wie viel Literatur es zum Thema bereits gibt und welches Ziel du mit deiner Forschung verfolgst.