Objektivität – Gütekriterium der akademischen Forschung

16.11.22 Gütekriterien Lesedauer: 6min

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Wenn du im Rahmen deiner wissenschaftlichen Arbeit quantitative Forschung betreibst, musst du eine Reihe von Merkmalen berücksichtigen, die Auskunft über die Qualität deiner Datenerhebungsverfahren und Messinstrumente geben. Diese Eigenschaften werden Gütekriterien quantitativer Forschung genannt und stammen aus der statistischen Testtheorie. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Objektivität ist für Studierende von großer Bedeutung, da sie kritisches Denken fördert.

Objektivität „einfach erklärt“

Ein Forschungsergebnis ist dann objektiv, wenn die Forschungsergebnisse von der forschenden Person unabhängig sind. Objektivität im wissenschaftlichen Schreiben bedeutet, Informationen neutral und ohne persönliche Meinungen zu präsentieren, um die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit der Forschung zu gewährleisten. Die drei zentralen Gütekriterien quantitativer Forschung (Objektivität, Reliabilität und Validität) sind sowohl für die qualitative Forschung als auch für die quantitative Forschung relevant, wenngleich zum Teil in unterschiedlicher Weise.

Definition: Objektivität

Als Objektivität wird das Ausmaß bezeichnet, in welchem die Untersuchungsergebnisse als vom Beobachter unabhängig angesehen werden können. Illustrieren lässt sich dieses Prinzip beispielsweise an der Messung von schulischen Leistungen: Objektivität kann dann als gegeben angesehen werden, wenn die durch Beobachtung oder Tests erhobenen Daten nicht von der das Testverfahren leitenden Person abhängen.

Das Gütekriterium der Objektivität bezieht sich also im Wesentlichen auf die Person, durch die die Untersuchung durchgeführt wird. Im Unterschied dazu betrifft die Reliabilität das Verfahren selbst und gibt Auskunft über dessen Genauigkeit bei der Messung eines bestimmten Phänomens. Beim Kriterium der Validität wiederum steht die Gültigkeit der Messung im Vordergrund, also die Frage, ob das gewählte Instrument auch tatsächlich die interessierenden Merkmale misst und nicht etwa andere Faktoren. Die drei genannten Gütekriterien sind nicht isoliert, sondern in einem aufsteigenden Zusammenhang zu betrachten: Ohne Objektivität kann die Reliabilität nicht gewährleistet werden und ohne Reliabilität kommt keine Validität zustande.

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Gütekriterium

Gütekriterien stellen durch ihre empirische Überprüfbarkeit sicher, dass eine Untersuchung (zum Beispiel ein psychologischer Test) wissenschaftlichen Maßstäben gerecht wird. Auch die Vergleichbarkeit von Ergebnissen wird dadurch ermöglicht. Bei der Objektivität steht der Anspruch im Vordergrund, dass die Messung unabhängig vom Testleiter beziehungsweise -auswerter erfolgt und auch für die Interpretation der Ergebnisse klare Richtlinien vorliegen.

Nach Möglichkeit soll die Person, die die Untersuchung durchführt, also keinen Verhaltensspielraum im Hinblick auf Umsetzung, Auswertung und Interpretation besitzen. Vollkommene Objektivität bestünde dann, wenn auch bei wechselnden Untersuchungsleitern und Probanden die Auswertung stets auf idente Weise erfolgt. In der Realität kann dieses Ideal aber vielfach nicht erreicht werden.

Insgesamt wird die Objektivität als das schwächste aller Gütekriterien angesehen. Dies hängt auch damit zusammen, dass von Reliabilität und Validität auf die Objektivität geschlossen werden kann, dies umgekehrt jedoch nicht möglich ist.

Arten und ihre Merkmale

In der quantitativen Forschung muss das Merkmal der Objektivität immer erfüllt sein, um wissenschaftlich verwertbare Erkenntnisse und nicht bloß subjektive Eindrücke zu erhalten. Man unterscheidet dabei drei Aspekte beziehungsweise Dimensionen:

  • Durchführungsobjektivität
  • Auswertungsobjektivität
  • Interpretationsobjektivität

Diese erläutern wir dir im Folgenden genauer.

Objektivität-Formen

Die Durchführungsobjektivität einer Untersuchung oder eines Tests kann bejaht werden, wenn das Ergebnis nicht davon abhängt, welche Person diese ausführt. Deshalb muss die Messung bei allen Probanden möglichst identisch verlaufen, etwa indem du die Untersuchungssituation standardisierst und für eine kontrollierte Interaktion mit den Teilnehmern sorgst.

Beispiel

In Zweifel gezogen könnte die Durchführungsobjektivität etwa dadurch werden, dass ein Untersuchungsleiter manchen Testpersonen ausführliche Hinweise gibt, anderen diese aber vorenthält.

Die Auswertungsobjektivität kann als gegeben angesehen werden, wenn die Auszählung beziehungsweise Auswertung der Ergebnisse nicht durch subjektive Herangehensweisen verzerrt wird. Um dies zu erreichen, musst du wiederum Standardisierungen durchführen und eindeutige Regeln schaffen.

Beispiel

Die Auswertung einer Klausur wäre beispielsweise in diesem Sinne objektiv, wenn unvollständige Antworten von allen Prüfern gleich gehandhabt werden (keine Anrechnung, teilweise Anrechnung mit partieller Punktzahl oder dergleichen).

Die Interpretationsobjektivität hängt ebenfalls mit der Beurteilung der Mess- oder Testergebnissen zusammen, ist jedoch auf einer anderen Ebene angesiedelt. Es geht hierbei nicht mehr um die Auswertung im Sinne der Berechnung von Ergebnissen, sondern um deren Deutung. Dieser Interpretationsschritt darf ebenfalls nicht von den subjektiven Annahmen oder Kenntnissen der dafür zuständigen Person abhängen, sondern muss auf Basis von eindeutigen Regeln und Normen erfolgen.

Beispiel

Wenn eine Punktzahl von 50 bei einem Test von einem Forscher als relativ gutes Ergebnis, vom anderen jedoch als unterdurchschnittlich angesehen wird, ist die Interpretationsobjektivität gefährdet. Entgegenwirken kannst du diesem Risiko unter anderem durch das „Eichen“ von Tests: Dabei ermittelst du Normwerte, die sich auf die Grundgesamtheit deiner Untersuchung beziehen und nutzt diese dann als Maßstab für die Einordnung von individuellen Resultaten

Tipps zur Objektivität deiner Forschung

Abschließend haben wir dir noch einige Tipps zusammengestellt, an denen du dich orientieren kannst, wenn es darum geht, den Inhalt deiner Hausarbeit oder Abschlussarbeit nach dem Gütekriterium der Objektivität auszurichten. Folgende Aspekte solltest du dabei stets im Kopf behalten:

  • Neutral bleiben
    Deine persönlichen Emotionen, Assoziationen, Interessen und Meinungen sollen bei der Durchführung der Untersuchung keine Rolle spielen. Bemühe dich um eine nach außen hin neutrale Haltung, sodass die Teilnehmer sich nicht in eine bestimmte Richtung beeinflussen lassen.
  • Auf Distanz bleiben
    Bei aller gebotenen Höflichkeit solltest du den zwischenmenschlichen Kontakt mit deinen Probanden für die Dauer der Untersuchung und deren Auswertung auf ein Mindestmaß reduzieren, dass du dich nicht unterbewusst durch persönliche Sympathien leiten lässt.
  • Standardisierte, klare Regeln
    Stelle sicher, dass deine Untersuchung (etwa bei mehreren Testdurchläufen) immer unter möglichst identischen Bedingungen abläuft und für die Durchführung und Auswertung eindeutige Richtlinien vorliegen, nach denen sich sämtliche Verantwortliche richten können.
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Häufig gestellte Fragen

Wenn jemand objektiv ist, bedeutet das, dass er Informationen oder Situationen ohne persönliche Vorurteile oder emotionale Einflüsse betrachtet und neutral bewertet.

Man unterscheidet im Bereich der quantitativen Forschung zwischen Durchführungsobjektivität, Auswertungsobjektivität und Interpretationsobjektivität.

Die drei verschiedenen Arten der Objektivität beziehen sich auf die unterschiedlichen Phasen der Untersuchung. Bei der Auswertungsobjektivität geht es in diesem Sinne beispielsweise darum, dass die gemessenen Daten nach klaren Regeln und nicht auf Basis von subjektiver Einschätzung beurteilt werden.

Beim Kriterium der Objektivität in der quantitativen Forschung geht es allgemein darum, dass die Messergebnisse möglichst unabhängig von der ausführenden Person ausfallen sollen. Es soll also die intersubjektive Nachvollziehbarkeit sowie die Überprüfbarkeit der Untersuchung auf theoretischer und empirischer Ebene sicherstellen.

Verzerrungen im Hinblick auf das Kriterium der Objektivität können zum Beispiel durch uneinheitliche Versuchsbedingungen, Einflussnahmen des Versuchsleiters oder unzulängliche Vorgaben für die Auswertung der Ergebnisse entstehen.