
Niemand schreibt eine Prüfung gerne zweimal, aber manchmal lässt sich das nicht vermeiden. Ob aufgrund von Prüfungsangst, Missverständnissen bei der Aufgabenstellung oder einfach einem schlechten Tag: Durchzufallen ist keine Schande und schon gar keine Seltenheit. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Durchfallquote bei schriftlichen Prüfungen an Hochschulen in Deutschland in einigen Studienfächern bei über 30 %.
Ein solcher Misserfolg ist dabei kein persönliches Scheitern. Er ist vielmehr Teil eines anspruchsvollen Studiums. Es kommt letztlich in erster Linie darauf an, wie du damit umgehst und welche deiner Rechte du kennst. Im Folgenden erhältst du Tipps für dein Studium, welche Optionen du hast, wenn du bei einer Prüfung durchgefallen bist.
Kurz durchatmen, dann gezielt vorgehen
Ein durchgefallener Prüfungsversuch fühlt sich oft an wie ein Schlag ins Gesicht. Trotzdem gilt: Erst einmal Ruhe bewahren, denn du bist nicht gezwungen, sofort und noch im aufgewühlten Zustand Entscheidungen zu treffen. Was du jedoch möglichst schnell tun solltest, ist, einen Blick in deine Prüfungsordnung zu werfen. Hier steht nämlich, wie viele Wiederholungsversuche du hast, ob bestimmte Fristen gelten und wie der Ablauf geregelt ist.
Hast du den Verdacht, dass im Laufe der Prüfung formale Fehler passiert sind, zum Beispiel eine fehlende Prüfungsaufsicht, unvollständige Aufgabenstellungen oder technische Probleme bei Onlineprüfungen, ist es sinnvoll, über eine Prüfungsanfechtung nachzudenken.
Wiederholungen mit System planen
Die meisten Prüfungen dürfen ein- oder zweimal wiederholt werden. Was nach einer zweiten Chance klingt, baut allerdings schnell Druck auf, denn die Fristen sind oft knapp.
Gerade im Bachelor oder Master sind Prüfungen häufig ans Modulende gebunden. Das heißt: Wenn du eine Wiederholung nicht bestehst, ist das gesamte Modul gefährdet. Absolviere die Prüfung daher nicht einfach „nochmal“, nutze stattdessen die Zwischenzeit effektiv. Dazu gehört:
- Feedback beim Prüfungsamt oder bei dem jeweiligen Dozenten einholen
- Verständnisfragen klären, auch in Foren, Lerngruppen oder bei der Fachschaft
- Alternative Lernstrategien ausprobieren (z. B. Karteikarten, Mindmaps, Lern-Apps)
- Falls Prüfungsangst ein Faktor ist, nimm möglicherweise eine psychologische Beratung der Hochschule in Anspruch
Mutig das Gespräch suchen
Viele Studenten scheuen das direkte Gespräch mit Dozenten, dabei rentiert es sich oft. In einer Sprechstunde vollziehst du nämlich oft eher nach, was zur schlechten Bewertung geführt hat. Manchmal ergibt sich, dass eine Aufgabe anders verstanden wurde, als sie gemeint war, oder dass die Lernmethoden nicht zielführend waren. Zwar wird das Ergebnis nicht nachträglich geändert, aber du bekommst Hinweise, die für die Wiederholung potenziell maßgeblich sind.
Ein Termin beim Prüfungsamt bringt ebenfalls oft Klarheit. Wenn du wissen möchtest, welche Konsequenzen ein dritter Fehlversuch hat oder ob du dich mit einem Härtefallantrag rettest, erhältst du hier viele hilfreiche Informationen.
Was tun bei formalen Mängeln in der Prüfung?
Nicht jede Prüfung ist fehlerfrei organisiert. Es kommt immer wieder vor, dass Prüfungsbedingungen nicht mit den Vorgaben übereinstimmen oder Verfahrensfehler vorliegen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Anmeldefristen unklar waren, die Aufgabenstellung missverständlich war oder relevante Informationen vorenthalten wurden.
In solchen Fällen bringt es häufig etwas, einen Widerspruch einzulegen oder gar eine Prüfungsanfechtung einzureichen.
Nutze folgende Strategien zur Vorbereitung der Anfechtung:
- Beweise sichern (z. B. Screenshots bei digitalen Prüfungen, Gedächtnisprotokolle, Zeugenaussagen)
- Fristen beachten (je nach Hochschule beträgt die Widerspruchsfrist häufig nur wenige Wochen)
- Fachanwalt oder Rechtsberatung der Uni kontaktieren
Ob eine Anfechtung sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall ab. Generell gilt: Je gravierender der Fehler, desto größer die Chance, dass eine Prüfung wiederholt oder für ungültig erklärt wird. Bei einer Beratung erfährst du, wie realistisch deine Erfolgschancen sind.
Wann externe Hilfe sinnvoll ist
Wenn die Situation gänzlich unklar oder emotional belastend wird, hilft mitunter eine externe Beratung weiter. Hochschulen bieten in der Regel psychologische Beratungsstellen, Studienberatungen oder Ombudsstellen für Prüfungsangelegenheiten.
Rechtlich ist ebenfalls Unterstützung möglich. Gerade bei einem drohenden Drittversuch oder Studienabbruch hilft ein Fachanwalt, die Lage realistisch einzuschätzen und mögliche Wege aufzuzeigen. Übrigens wissen viele Studenten nicht, dass sie Anspruch auf Einsichtnahme in die Prüfung haben. Dabei ist genau diese Einsicht oft die Grundlage für einen fundierten Widerspruch.
Letztlich gilt: Eine nicht bestandene Prüfung ist kein Karriere-Killer. Sie ist stattdessen eher ein Hinweis darauf, dass du deine Strategie anpassen musst. Wenn du informiert bleibst, behältst du die Kontrolle und hast eine realistische Chance auf eine erfolgreiche Prüfungsanfechtung.