Chiasmus – Definition, Wirkung und Beispiele

08.04.24 Alle Stilmittel Lesedauer: 6min

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Die deutsche Sprache verfügt über diverse Gestaltungsmittel, die die Sprache kreativer und lebendiger wirken lassen. Dazu gehören auch rhetorische und sprachliche Mittel. Ein relevantes rhetorisches Mittel ist der Chiasmus. Dieses Stilmittel zeichnet sich durch eine spiegelbildliche Anordnung von Satzgliedern oder ganzen Sätzen aus. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du zum Chiasmus wissen musst, damit du das Stilmittel fehlerfrei verstehen und anwenden kannst.

Chiasmus „einfach erklärt“

Der Chiasmus ist ein Stilmittel, bei dem bestimmte Phrasen oder Begriffe in einem Satz in umgekehrter Reihenfolge wiederholt werden, sodass sie ein spiegelbildliches Muster bilden.

Definition: Chiasmus

Der Chiasmus ist im Wesentlichen eine Wiederholung von Satzgliedern oder Begriffen in umgekehrter Reihenfolge. Das griechische Wort „Chi“ steht für den Buchstaben „X“, welches die kreuzförmige Struktur dieses Stilmittels symbolisiert.

Im Allgemeinen folgt es einem A-B-B-A-Schema.

Chiasmus-Definition

Der Chiasmus kann auf verschiedenen sprachlichen Ebenen auftreten: bei Wörtern, Phrasen, Sätzen und sogar Absätzen. Diese besondere Anordnung dient oft dazu, einen Gedanken oder eine Idee zu betonen, eine Parallele oder einen Kontrast hervorzuheben oder einfach ästhetische oder rhythmische Effekte zu erzielen.

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Beispiele

Das Stilmittel ist in der Literatur und Rhetorik weitverbreitet. Auch in historischen Texten ist der Chiasmus vorzufinden. Im Folgenden findest du einige Beispiele:

Beispiele

  • Sie ging nach Rom, nach Paris ging er.
  • Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
  • Essen, um zu leben, nicht leben, um zu essen.
  • Die Kunst ist lang, kurz ist das Leben.
  • Für die Welt bist du jemand, aber für jemand bist du die Welt.

Du erkennst an all diesen Beispielen den gespiegelten Satzbau, der sich anhand der umgestellten Satzglieder offenbart. In den Beispielen ist das Komma jeweils die Stelle, an der der Satzbau gespiegelt wird.

Semantischer Chiasmus

Das Stilmittel kann auch auf der Bedeutungsebene der verwendeten Begriffe beschrieben werden. Es geht nicht nur darum, Worte oder Phrasen in einer kreuzweisen Struktur zu spiegeln, sondern um die spiegelbildliche Anordnung von Bedeutungen oder Ideen.

In einem semantischen Chiasmus werden also oft Gegensätze oder komplementäre Begriffe in einer chiastischen Struktur angeordnet, ohne dass notwendigerweise eine genaue Wortwiederholung vorliegt. Der Fokus liegt auf dem Inhalt und nicht auf der Form.

Beispiel

  • Die Reichen kennen den Wert des Geldes nicht, die Armen kennen den Preis von allem.

In diesem Satz spiegeln sich die Begriffe „Reiche“ und „Arme“ sowie „Wert“ und „Preis“. Es wird ein semantischer Gegensatz zwischen Reichtum und Armut sowie zwischen Wert und Preis hergestellt, der durch die chiastische Anordnung betont wird.

Sonderformen

Neben dem klassischen Chiasmus und dem semantischen Chiasmus existieren noch weitere Formen des Stilmittels, die sich durch nuancierte Besonderheiten auszeichnen.

Epanodos

Der Epanodos ist eine rhetorische Figur, die sich durch die Wiederholung der Wörter eines Satzes in der umgekehrten Reihenfolge auszeichnet. Diese Wiederholung schließt den Gedanken sozusagen ein und gibt ihm sowohl einen Anfang als auch einen Schluss. Dieser Rahmen betont oft die zentrale Idee oder das zentrale Thema des Satzes.

Beispiel

  • Das Ende kommt, es kommt das Ende.
  • Man muss das Leben nehmen, wie es ist, oder das Leben ist, wie man es nimmt.

Antimetabole

Die Antimetabole ist eine Unterform des Chiasmus und kennzeichnet sich durch die Wiederholung von Wörtern in entgegengesetzter Reihenfolge. Während der Chiasmus oft Synonyme oder semantisch ähnliche Begriffe in einer spiegelbildlichen Struktur verwendet, setzt die Antimetabole auf eine präzisere Umkehrung.

Beispiel

  • Wir leben nicht, um zu arbeiten; wir arbeiten, um zu leben.
  • Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.

Funktion und Wirkung

Der Chiasmus erzeugt einen spiegelbildlichen Effekt, der es dem Leser oder Hörer ermöglicht, die Beziehung zwischen den verwendeten Elementen leichter zu erkennen. Dieser Spiegeleffekt kann:

  • Kontrast hervorheben: Wenn zwei entgegengesetzte Ideen oder Begriffe in einem Chiasmus verwendet werden, kann dies dazu dienen, den Unterschied zwischen ihnen zu betonen.
  • Parallelen betonen: Ein Chiasmus kann auch dazu verwendet werden, die Ähnlichkeiten oder Parallelen zwischen zwei Ideen oder Begriffen zu zeigen.
  • Rhythmische und ästhetische Effekte erzeugen: Die kreuzweise Anordnung von Begriffen kann einen besonderen Rhythmus oder ein besonderes Muster erzeugen.
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Chiasmus in der Poesie

In der Poesie können sich chiastische Strukturen auch über mehrere Zeilen erstrecken, wobei der Chiasmus durch Reime, Metaphern oder wiederkehrende Motive verstärkt wird. Im Folgenden findest du mehrere Beispiele für Chiasmen in der Poesie:

Beachte: Die Poesie ist eine unstrukturierte Form der Sprache, die von freien Formen und subtilen Gestaltungselementen geprägt ist. Daher ist der klassische Chiasmus mit seiner kreuzförmigen Struktur nur selten vorzufinden, obwohl eine chiastische Struktur in vielen Gedichten präsent ist.

Beispiel: „Ginkgo Biloba“

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt.


Der Chiasmus reflektiert die Dualität und Einheit des Ginkgo-Blatts (und symbolisch der Liebe oder Freundschaft), indem Fragen gestellt werden, die sich um die Konzepte von Einheit und Trennung drehen, wodurch ein Spiegelbild der Ideen entsteht.

Beispiel: „Todesfuge“

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens
wir trinken sie nachts wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng


Celans Wiederholung und Umkehrung der Tageszeiten in Form eines Chiasmus in dem Gedicht „Todesfuge“ dient dazu, die verzerrte Realität und das unaufhörliche Leiden im Kontext des Holocaust zu unterstreichen.

Beispiel: „Selige Sehnsucht“

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnt:
Das Lebendige will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnt.


Der Chiasmus wird verwendet, um die Idee zu vermitteln, dass wahre Erleuchtung und Erneuerung nur durch das Streben und die Sehnsucht nach Transformation (Flammentod) erreicht werden kann.

Chiasmus in anderen Bereichen

Auch in der modernen Popkultur findet man diese Stilfigur. Sprichwörter, Songtexte, Filme und Serien bedienen sich gelegentlich des Chiasmus, um besondere Effekte zu erzielen.

Beispiele

  • Sprichwort
    Du bist, was du isst, und du isst, was du bist.
  • Film: „Das Boot“
    Mehr als 40.000 sind hinausgefahren, weniger als 10.000 kehrten zurück.
  • Serie: Tatort
    Leben, um zu ermitteln, oder ermitteln, um zu leben?
  • Song: Beatles „Hello, Goodbye“
    You say stop and I say go go go, oh no. You say goodbye and I say hello, hello hello.

Häufig gestellte Fragen

Ein Chiasmus ist ein Stilmittel, bei dem bestimmte Formulierungen oder Begriffe in einem Satz in umgekehrter Reihenfolge wiederholt werden, sodass sie ein spiegelbildliches Muster bilden. Im Allgemeinen folgt der er einem A-B-B-A-Schema.

Beispiel:

Er geht zur Arbeit, zur Schule geht sie.

Hier sind bekannte Beispiele für den Chiasmus:

  • „Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country.“ – John F. Kennedy
  • „Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod [ist] dein Leben!“ – Aus Schillers „Maria Stuart“
  • „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“ – Bibel, Matthäus 20:16

Chiasmen werden vorwiegend verwendet, um Gegensätze oder Parallelen in einer spiegelbildlichen Struktur hervorzuheben und somit eine besondere Betonung oder Eindringlichkeit zu erzeugen. Chiasmen können aber auch auf tiefergehende Beziehungen zwischen Begriffen hinweisen und den Leser oder Zuhörer zum Nachdenken anregen. Durch diese kreuzweise Anordnung entsteht oft ein besonderer rhetorischer Effekt, der die Aufmerksamkeit fesselt.

Beim Chiasmus werden Wörter oder Satzglieder in einer kreuzweisen oder spiegelbildlichen Anordnung dargestellt. Typischerweise folgt er einem A-B-B-A-Schema, wobei die Buchstaben für bestimmte Worte oder Konzepte stehen.

Zum Beispiel: „Er liebt sie, sie liebt ihn.“

Parallelismus: Der Parallelismus stellt Wörter oder Phrasen in paralleler Struktur nebeneinander, oft in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen. Es entsteht ein Muster der Wiederholung, das betont und verstärkt wird.

Zum Beispiel: „Er kam, er sah, er siegte.“