
Eigentlich denkt man, man könne nach der Abgabe der wissenschaftlichen Arbeit aufatmen. Oft ist das jedoch nicht der Fall, denn danach wartet noch das Kolloquium als Verteidigung der Arbeit auf einen. Mit einer guten Prüfungsvorbereitung, bei der du die Abläufe und mögliche Fragen kennst, wirst du dich aber deutlich sicherer fühlen. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über ein Kolloquium wissen musst.
Definition: Kolloquium
Der Begriff Kolloquium stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gespräch“ oder „Unterredung“. In der Wissenschaft bezeichnet er in erster Linie die mündliche Prüfung am Ende einer Abschlussarbeit, etwa einer Bachelor-, Masterarbeit oder Dissertation. Dabei präsentierst du deine Arbeit, beantwortest Fragen von Prüfern und zeigst, dass du dein Thema und die zugrunde liegenden wissenschaftlichen Methoden sicher beherrschst.
Ein Kolloquium kann aber mehr sein als bloß eine Prüfung. Es kann auch eine wissenschaftliche Diskussionsrunde sein, in der aktuelle Forschungsthemen besprochen oder Abschlussarbeiten vorgestellt und diskutiert werden. Es dient also sowohl der Vorbereitung auf eine Arbeit als auch ihrer Verteidigung.
Anforderungen im Kolloquium
In der Verteidigung deiner Bachelor- oder Masterarbeit, präsentierst du deine zentralen Erkenntnisse, erläuterst die zugrunde liegende Literatur und Methodik und zeigst, wie dein Beitrag in den Forschungskontext passt.
Anschließend beantwortest du Fragen der Prüfenden und gehst auf mögliche Gegenargumente ein. Ziel ist es, dein Fachwissen und deine Argumentationsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
In der Regel wird das Kolloquium nicht benotet und fließt nicht in die Endnote ein. Die genauen Anforderungen findest du in deiner Studienordnung. Hier ein Beispiel zu den detaillierten Erwartungen (GntDSVAPrV 2013: 8):
Tipps zur Vorbereitung
Nachdem du dich mit den Anforderungen auseinandergesetzt hast, kannst du dich auf das Kolloquium zur Bachelorarbeit vorbereiten. Es wird empfohlen, sich im gesamten Prozess der wissenschaftlichen Arbeit Zeit zu schaffen, um sich Notizen für die Verteidigung der Arbeit zu machen. Das dient zum einen dazu, dass du später für die eigentliche Vorbereitung weniger Zeit benötigst und hilft dir zum anderen im Recherche- und Schreibprozess deiner Abschlussarbeit dabei, den Überblick zu behalten.
Für deinen genauen Zeitplan, kannst du einen Blick in die Prüfungsordnung, Informationsblätter oder Anmeldeformulare werfen. Wenn dir diese Zeitangaben zu vage sind, solltest du deinen Betreuer kontaktieren und das genaue Datum mit ihm besprechen.
Ablauf des Kolloquiums
Das Kolloquium zur Bachelorarbeit besteht aus den folgenden zwei Bestandteilen:
(1) einer Präsentation deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit (max. 20 Minuten)
(2) einem Diskussionsteil im Anschluss zu deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit
Die Präsentation
Im Kolloquium der Bachelorarbeit oder der Masterarbeit geht es darum, deine Argumente, die du in der Arbeit gemacht hast, zu verteidigen.
Wir geben dir im folgenden alle wichtigen Informationen zur Präsentation.
1. Was du bei deiner Präsentation beachten solltest
Hier findest du einen Bewertungsbogen für das Kolloquium als PDF und Word-Datei, auch zur digitalen Bearbeitung.
2. Praktische Tipps für eine gelungene Präsentation
Wie vor jeder mündlichen Prüfung, ist es auch vor der Präsentation relativ normal, nervös zu sein, immerhin wird deine Abschlussarbeit von allen Seiten unter die Lupe genommen. Wie man es bei allen anderen Prüfungen auch, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren.
Du bist Spezialist in deiner Arbeit; du hast recherchiert; die Wahl deiner Argumente kannst du gut begründen, denn du hast die Argumente aufgestellt. Lass dich also nicht verunsichern, atme tief durch, verlasse dich auf dein Können und sei authentisch.
Hier sind ein paar ganz praktische Tipps für eine starke Kolloquium-Präsentation:
Praktische Tipps zur Präsentation | Genauer gesagt |
Gute Vorbereitung |
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Inhalte auswendig lernen | Spreche deine Präsentation einige Male durch
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Überzeugende Kolloquium-Präsentation (z. B. PowerPoint) zur Unterstützung, nicht als Grundbaustein | Behalte in der Präsentation eine einheitliche Form bei, d.h.:
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Körpersprache |
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Trage angemessene Kleidung |
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Diese Tipps sollen dir dabei helfen, dir bewusst zu werden, dass es nicht darum geht, dir Zirkustricks im Verhalten anzueignen (das wirkt nur gekünstelt und schadet deiner Authentizität), sondern dir Verhalten abzutrainieren, das nicht ganz so gut im Rahmen der Prüfung ist.
Gute Vorbereitung erstreckt sich auch über praktische Fragen:
Vorbereitung fürs Kolloquium | Genauer gesagt |
Vortragsmedien | Erkundige dich frühzeitig welche Vortragsmedien dir für deine Präsentation zur Verfügung steht. |
Zeitmanagement | Erkundige dich, welches Zeitlimit für die Präsentation vorgegeben ist und wie lange die anschließende Verteidigung circa dauern wird. |
Alternativpläne | Welche Alternativpläne gibt es, falls dein Laptop nicht mit dem Beamer verbunden oder dein USB-Stick mit Präsentation nicht gelesen werden kann? |
Merke: Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du deine Präsentation immer zusätzlich als PDF speichern und zur Präsentation mitbringen. Beim PDF kannst du sicher sein, dass du Texte, Grafiken und Bilder an der richtigen Stelle in deiner Präsentation findest.
3. Der zweite erste Eindruck im Kolloquium: die Selbstpräsentation
Wie du deine Arbeit im Kolloquium präsentierst, hängt von deiner Prüfungsordnung ab. Es kann auch Instituts-interne Unterschiede geben oder von den Prüfenden abhängen.
Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick zur Selbstpräsentation, die du auch bei jeder weiteren Präsentation beachten solltest.
Tipps zur Selbstpräsentation | Genauer gesagt |
Mimik | Ein entspannter Gesichtsausdruck, unterstützt durch ein Lächeln vermittelt deinem Publikum, dass du dich in der Situation wohlfühlst und dich in der Materie auskennst. |
Blickkontakt |
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Gestik | Um eine lebhafte Präsentation zu halten, gehört auch der Einsatz von Gesten dazu:
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Haltung | Deine Haltung bei der Präsentation spiegelt deine innere Haltung. |
Ausstrahlung | Wenn du mit einer positiven und selbstbewussten Ausstrahlung auftrittst, wirkt sich das auf dein Publikum aus und wie es deinen Vortrag aufnimmt. |
Die Diskussion
In Kolloquien werden über die Disziplinen hinweg häufig dieselben Fragen gestellt. Es bietet sich zum Beispiel immer an, den Prüfling über seine gewählte Forschungsmethode auszufragen:
- Wieso hat Methode XY gewählt und nicht YX?
Andere Fragen können von deiner Kernthese abweichen und sie nur streifen:
- Welche Modelle über XY kenne Sie?
- Was verstehen Sie unter XY?
- Wie kann man sich eine bestimmte Theorie zu Nutzen machen?
- Was sind Ihrer Meinung nach zentrale Elemente von XY
Auch wenn der Fokus im Kolloquium auf der Kritik liegt, solltest du deine Fragestellung und die Gründe für ihre Wahl klar im Kopf haben. Überlege dir:
- Inwiefern ist deine Fragestellung für deinen Fachbereich relevant?
- Welche Bedeutung hat sie für zukünftige Forschung?
- Und wie fügt sie sich in den aktuellen wissenschaftlichen Kontext ein?
Wichtig ist auch, dass du dir deiner Wortwahl bewusst bist. Das bedeutet, dass du dich selbst hinterfragst und somit auf Gegenfragen vorbereitet bist. Nutzt du beispielsweise den Komparativ (die Methode ist besser …), dann denke auch daran zu erwähnen, womit du es vergleichst (besser ALS welche Methode?).
Wichtig: Falls du vor deinem Kolloquium bereits Feedback bekommen hast, solltest du dir dieses unbedingt zu Herzen nehmen und darauf reagieren können.
Außerdem solltest du in der Lage sein zu erläutern, wieso du z. B. bestimmte Theorien vernachlässigt oder ganz ausgelassen hast. Verlasse dich aber nicht nur auf die von dir vorher durchdachten Fragen und Antworten.
Häufig gestellte Fragen
Das Kolloquium ist die Verteidigung deiner Bachelorarbeit. Dabei präsentierst du einem Prüfungskomitee deine Bachelorarbeit und die wichtigsten Erkenntnisse, zu denen du darin kommst. Zusätzlich gehört auch die Beantwortung von Fragen und eine anschließende Diskussionsrunde dazu.
Bei deinem Kolloquium kannst du mit einer Dauer von 30 bis 60 Minuten rechnen. Für den ersten Teil, die Präsentation, solltest du etwa 20 Minuten vorsehen. Der zweite Teil, die anschließende Diskussion und Fragerunde, dauert normalerweise 10-20 Minuten, kann aber auch manchmal auf bis zu 40 Minuten ausgeweitet werden, je nach Bedarf.
Meist hat das Kolloquium keinen Einfluss auf die Note der Bachelorarbeit, jedoch wird es für sich selbst genommen häufig benotet.
Für dein Kolloquium solltest du dich ordentlich anziehen, denn du hältst eine Präsentation vor einem Prüfungskomitee. Achte also auf ein gepflegtes Äußeres. Orientierung findest du hier auch anhand der Kleidung der Dozenten.